Erneuerung! Ein Abend für die Wirtschaft

Etwa 45 Vertreter der lokalen Politik und vor allem aus der Wirtschaft, von Grosskonzernen bis zu Kleinfirmen und Selbständigerwerbenden, hörten Referate von prominenten Rednern an einem Wirtschaftsabend bei der Vetropack und engagierten sich mit Fragen.

Peter Grünenfelder, Direktor Avenir Suisse und Kandidat für die Zürcher Regierungsratswahlen, zeichnete ein sorgenvolles Bild der Schweizer und der Zürcher Wirtschaftsentwicklung. Die Schweiz, welche sich gern als erfolgreiches Wirtschaftsland im internationalen Vergleich sieht, verlor über die letzten 15 Jahre an Boden – vorderhand noch ohne sichtbare Konsequenzen. Rang 46 und schlechter bezüglich Einfachheit der Unternehmensgründung oder des Marktzugangs. Deutliche Verschlechterung in den letzten Jahren auch bei Einfachheit des Geschäftens und bei der Innovationskraft des Kantons Zürich. 

Das Bild wird abgerundet durch die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen: Die Beschäftigtenzahlen im öffentlichen Sektor wuchsen von 2011-2018 etwa 50% stärker als diejenigen des privaten Sektors (jährlich etwa 1.8% statt 1.2%). Entsprechend plädierte Grünenfelder für einen Einstellungsstopp im öffentlichen Sektor im Kanton Zürich.

Die zunehmende Wirtschaftsfeindlichkeit («gegen Profit und Grosskonzerne») steht in eklatantem Widerspruch zum Umstand, dass 1.9 Mio. Beschäftigte direkt vom Export profitieren (etwa 50% aller Beschäftigten direkt oder indirekt), sowie dass 45% der Bundes-Steuereinnahmen von multinationalen Firmen bezahlt werden.

Von 2017 bis 2021 zahlten die Steuerpflichtigen im Kanton Zürich zahlten 2.7 Milliarden Steuern mehr, als zur Deckung der Ausgaben nötig gewesen wäre. Das hätte eine Reduktion der Steuern um 10% erlaubt.

Peter Grünenfelder plädierte für ein Zurück zu einfacheren Rahmenbedingungen, einfacheren Gesetzen vom Arbeitsrecht bis zu den Bauvorschriften, argumentierte für einfachere Marktzugänge und für Kostenwahrheit beim CO2 Verbrauch, für die Verwendung von CO2 Abgaben nicht für Subventionen, sondern für Steuerkredite an die Menschen. In Kürze, für eine Schweiz, welche zu ihren angestammten Stärken zurückfindet.


Marco Gadola, Verwaltungsratspräsident und Verwaltungsrat verschiedener Firmen und vorher Konzernchef von Straumann und Konzernfinanzchef bei Panalpina, präsentierte die Erfolgselemente des Umbaus von Straumann zwischen 2013 und 2019.

Ein Anstieg des Umsatzes von 0.6 auf 2.3 Milliarden Franken, Erhöhung der Beschäftigtenzahl von 2’200 auf etwa 10'000 und entsprechend einer Verzehnfachung des Börsenwerts auf 15 Milliarden Franken – die Erfolgsstory ist beeindruckend. Gadola präsentierte die Faktoren, welche seiner Meinung nach die Grundlage dieses Erfolges darstellen.

Abbau der Führungsebenen, vor allem im Marktbereich, Abbau von 15 Stellenprozenten im Hauptquartier – das die harten Fakten zum Start. Dann die hart begründeten weichen Faktoren: Psychologische Sicherheit bei den Angestellten, von den Spezialisten und Kundenberaterinnen bis zum Konzernchef. Sicherheit, Fehler begehen zu dürfen. Sicherheit, angehört und ernst genommen zu werden. Frei von Angst, Fragen zu stellen und Kritik zu äussern. Führungskräfte, die sich nicht scheuen, ihre eigenen Unsicherheiten und ihre eigenen Ängste nicht zu verbergen. Führungskräfte, die sich für Ihre Unterstellten interessieren, für deren Sorgen, Ängste, Hoffnungen. Empathisch. Die mitfühlen, wenns den Kindern oder der Partnerin schlecht geht. Führungskräfte, welche auch die rechte Seite ihres Gehirns aktivieren können, nicht nur die logisch-faktenorientierte linke Seite…

Gadola stellte dar, dass auch weiche Faktoren analysiert werden können, für jeden Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, aber auch für ganze Abteilungen, Standorte, Geschäftsbereiche verdichtet. Wie steht es mit der psychologischen Sicherheit, wie verwundbar und empathisch werden Führungskräfte wahrgenommen? Das Bewusstsein für weiche Faktoren heisst nicht, nett und locker zu sein, ohne Verantwortlichkeit und ohne klare Ziele, es heisst nicht, Standards zu vergessen oder zu hohe Risiken einzugehen. Psychologische Sicherheit und das Bestreben, Ziele zu erreichen, müssen im Gleichgewicht sein.

Das Ziel der Kulturtransformation ist eine Geisteshaltung der Kreativität, eine Geisteshaltung, welche sich mit den Produkten und Dienstleistungen der Firma identifiziert, eine Geisteshaltung, welche Qualität und Leistung will und deshalb zu Wachstum führt. Und nachgewiesenermassen führt dann das eben auch zu finanziell-wirtschaftlichem Erfolg.


Die FDP Bülach hatte den Abend organisiert. Britta Müller-Ganz, Stadtparlamentarierin, stellte die Referenten vor und moderierte Fragen und Antworten. Peter Stiefenhofer, Ortspartei-Präsident, bedankte sich bei Referenten, Teilnehmern und den hilfreichen Angestellten der Vetropack.